Jeder vierte Flug in Deutschland war 2019 zu spät

Datum

Freitag, 8. November 2019

Im Jahr 2019 haben bereits mehr als eine Million Passagiere ein Anrecht auf Entschädigung aufgrund verspäteter oder abgesagter Flüge. Trotz beschlossener Gegenmaßnahmen ist jeder vierte Flug unpünktlich.

Diese Airlines waren 2019 am unpünktlichsten

2018 war für viele Reisende, ob geschäftlich oder privat, ein einziger Albtraum. Unzählige Flugausfälle und Verspätungen führten zu Frust und geplatzten Urlaubsträumen. 2019 sollte alles anders werden, versprachen Branchenexperten vorab. Schließlich seien Pleiten wie die von Air Berlin längst verdaut und der Markt habe reagiert. Besonders gut weg kommt das Jahr 2019 aber dennoch nicht. AirHelp, ein Dienstleister, der sich in solchen Fällen für Fluggastrechte einsetzt, wertete die aktuellen Zahlen aus und verglich diese mit dem Vorjahr. Heraus kamen ernüchternde Ergebnisse, denn viel geändert hat sich nicht.

Im Airline-Vergleich zeigt sich, dass innerhalb Deutschland die Lufthansa die meisten Verspätungen zu verzeichnen hatte. Davon sind mehr als eine halbe Million Fluggäste betroffen. Auf Platz 2 rangiert die Lufthansa-Tochter Eurowings. Beide konnten ihre Verspätungen im Vergleich zum Vorjahr jedoch reduzieren. Ebenso wie irische Ryanair, die Platz 5 belegt. So sollen nur knapp 40.000 Ryanair-Passagiere einen Anspruch auf Entschädigung haben.

AirHelp stellt weiterhin fest, dass rund 25 Prozent der entschädigungsberechtigen Passagiere in Deutschland ihre Ansprüche nicht anmelden, selbst wenn sie glauben, dass ihnen eine Entschädigung zusteht. Dies könnte mitunter damit zusammenhängen, dass sich viele Fluggesellschaften weigern, ihre Kunden zu entschädigen. Häufig sei dies bspw. bei Easyjet der Fall. Ganze 96 Prozent der Ansprüche sollen demnach abgelehnt werden. Ähnliche hoch liegt die Verweigerungsquote bei Ryanair mit 95 Prozent und Aeroflot mit 89 Prozent. Den besten Wert erzielt hingegen Eurowings mit nur 21 Prozent Ablehnerquote. Allerdings beziehen sich die Prozentangaben nur auf die von AirHelp analysierten Fälle.

Die unpünktlichsten Flüge 2019

Im ersten Halbjahr 2019 ergaben sich die meisten Flugverspätungen und -ausfälle auf Flügen nach Italien bzw. Flügen in die Türkei. 61,3 Prozent der Flüge nach Istanbul, die von Köln aus starteten, sind demnach verspätet gewesen. Anfällig für Verspätungen sind außerdem Flüge nach Neu-Delhi, die von München aus starten. Vom Frankfurter Flughafen aus bleiben nicht selten Flüge nach Bangkok, Taiwan und Bahrain hinter dem Zeitplan zurück. Verspätungen am Hamburger Flughafen entfallen oftmals auf den Flug nach Göteborg, der in 63 Prozent der Fälle verspätet abhob. Mit 62 Prozent betrifft dies auch Flüge nach Kiew, die von Berlin-Tegel aus starten.

Unpünktlichkeit herrscht weiter vor

Insgesamt sei rund jeder vierte Flug von den 701.500 Flügen in Deutschland, die unter die Lupe genommen wurden, unpünktlich. Wie dieses Ergebnis zustande kommt? Die Zahl der unpünktlichen Flüge zwischen Jahresbeginn 2019 und Anfang Oktober 2019 sei zwar gesunken, berichtet das Unternehmen. Die Zahlen können aber kaum überzeugen. Von 28,6 Prozent ging es runter auf 26,7 Prozent.

Im Vergleich mit 2017 schneidet die zivile Luftfahrt aber noch schlechter ab. Grob gerechnet hätte 2019 zwar in etwa dasselbe Flugaufkommen wie 2017. Die Zahl der entschädigungsberechtigen Flüge habe allerdings um beinahe 30 Prozent zugenommen. Dieser Wert führt für das Jahr 2019 zu rund 88.000 Flügen mit rund 1,37 Millionen Passagieren, denen Entschädigungen zustehen.

Und das kostet: Nehmen alle Passagiere ihre Ansprüche wahr, würden Beträge zwischen 343 und 823 Millionen Euro fällig. Laut EU-Vorschrift können Ansprüche gegenüber der Airline ab einer Verspätung von mindestens 3 Stunden geltend gemacht werden. Die Höhe der Erstattung liegt zwischen 250 und 600 Euro und ist abhängig von der Flugstrecke.